Gutachten in eigener Sache

In den Jahren 2018 bis 2021 hat Prof. Dr. Ortmann drei Gutachten erstellt. Zu diesem Zweck hat er umfangreiche Datenanalysen durchgeführt, die in sein Fachgebiet als Mathematiker fallen.


Gutachten zur Verkehrssituation am Waldsee (2018)

Zusammenfassung

 

Fünfzehn Anwohner haben sich zusammengetan und haben am 13. Juni 2018 insgesamt 34 Stunden lang die motorisierten Kraftfahrzeuge auf den umliegenden Straßen gezählt. Prof. Dr. Ortmann hat auf der Grundlage dieser Verkehrserhebung ein 72-seitiges Verkehrsgutachten erstellt. Die Ergebnisse der eigenen Verkehrserhebung decken sich mit den Ergebnissen der amtlichen Verkehrserhebungen der Gemeinde Glienicke. Die zehn wichtigsten Erkenntnisse sind:

 

1.      Der wunderschöne Waldsee in Hermsdorf ist ein schützenswerter Ruheort.

 

2.      Es gibt einen Verkehrskonflikt am Waldsee. Fußgänger, insbesondere Kinder und ältere Mitbürger, können im Berufsverkehr aufgrund von Kolonnenfahrten kaum die Straße überqueren. Im Begegnungsverkehr müssen Kraftfahrzeuge nach Möglichkeit in Parklücken einscheren, was von ungeduldigen Fahrern mit Hupen und Beschimpfungen quittiert wird. Die Aggressionen im Straßenverkehr ängstigen die Anwohner.

 

3.      Gemäß den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt06) ist die Schildower Straße zwischen Landesgrenze und Waldsee eine kleine Wohnstraße mit einer Kapazität von bis zu 400 Kfz/h.

 

4.      In der Spitzenstunde am Vormittag wurden am Waldsee 592 Fahrzeuge in Richtung Berlin und am Nachmittag 397 Fahrzeuge in Richtung Brandenburg gezählt. Durch den Durchgangsverkehr ist insbesondere die Schildower Straße, baulich bedingt, überlastet.

 

5.      Gemäß dem Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP Verkehr) des Berliner Senats sind die Straßen im Waldseeviertel weder Verbindungsstraßen noch Ergänzungsstraßen. Die Wohnstraßen im Quartier sollen demnach keine übergeordnete Verkehrsbedeutung haben. Tatsächlich werden Ortsfremde per Satellitennavigation durch das Waldseeviertel geleitet.

 

6.      Zwei Drittel des Durchgangsverkehrs zwischen Glienicke und Reinickendorf fährt durch das Waldseeviertel, nur ein Drittel benutzt die Hauptverkehrsstraßen (K6501 und B96). Der faktische Verkehrsfluss widerspricht dem Nutzungsanspruch der betroffenen Straßen.

 

7.      Insgesamt fahren täglich mehr als 6000 Kraftfahrzeuge direkt am Waldsee vorbei.  Der Durchgangsverkehr stößt am Ufer des Waldsees jährlich so viel Kohlendioxid aus, wie Wasser in den See hineinpasst. Die ausgestoßenen Stickoxide werden zu Nitraten und dienen als Dünger für Algen. Somit begünstigen die Autoabgase des Durchgangsverkehrs am Ufer des Waldsees das ökologische Umkippen des Sees.

 

8.      Die qualitative Analyse der Verkehrssituation für die Bundestraße B96 hat gezeigt, dass der gesamte Durchgangsverkehr zwischen Reinickendorf und Glienicke sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag auf der Bundesstraße B96 leistungsfähig abgewickelt werden kann. Die einzige Voraussetzung dafür ist, dass die Schaltungen der Lichtsignalanlagen angepasst werden. Bauliche Erweiterungen der Knotenpunkte sind nicht notwendig.

 

9.      Auch die Kreisstraße K6501 in Glienicke kann den gesamten Durchgangsverkehr zwischen Glienicke und Reinickendorf sowohl vormittags als auch nachmittags aufnehmen. Zur Abwicklung des gesamten Verkehrs am Nachmittag muss die Ampelschaltung am Knotenpunkt K6501/B96 nicht verändert werden. Denn der zusätzliche Rechtsabbiegeverkehr von der B96 in Richtung Schildow ist vollkommen unkritisch. Ein Rückstau in Berlin ist weder am Nachmittag noch am Vormittag zu erwarten.

 

10.  Die Gemeinde Glienicke/Nordbahn hat ein festes Interesse an der Wahrung des Status Quo, damit ihr eigenes Streckennetz entlastet wird.

 

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Gutachten zur Geschwindigkeitsverteilung des motorisierten Verkehrs im Waldseeviertel (2019)

Zusammenfassung

 

Die Polizeidirektion 1 hat umfangreiche Verkehrserhebungen im Waldseeviertel vorgenommen. Prof. Dr. Karl Michael Ortmann hat die Messdaten von der Polizei angefordert und ausgewertet. Auf der Grundlage dieser amtlichen Verkehrserhebungen mit 77.009 Datensätzen hat Prof. Ortmann ein zweites, 44-seitiges, Verkehrsgutachten erstellt. Die zehn wichtigsten Erkenntnisse sind:

 

1.      Die Ergebnisse der polizeilichen Verkehrserhebungen sind konsistent mit der Verkehrszählung der Anwohner vom Juni 2018. Somit ist das erste Gutachten zur Verkehrssituation am Waldsee durch die Messungen der Polizei bestätigt worden.

 

2.      An einem Werktag fuhren durchschnittlich 6.403 Kraftfahrzeuge durch das Waldseeviertel. Dieses Verkehrsaufkommen ist viel zu hoch für das reine Wohnviertel. Denn gemäß dem Stadtentwicklungsplan Verkehr (StEP Verkehr) des Berliner Senats sind die Straßen im Waldseeviertel weder Verbindungsstraßen noch Ergänzungsstraßen.

 

3.      In der werktäglichen Spitzenstunde fuhren im Mittelwert 697 Kfz/h am Waldsee vorbei. Im Durchschnitt kam also alle 5,2 Sekunden ein motorisiertes Fahrzeug durch den Kiez. Gemäß den Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen (RASt06) ist die Schildower Straße eine kleine Wohnstraße mit einer Kapazität von 400 Kfz/h. Sie ist, baulich bedingt, durch den Pendlerverkehr aus dem Umland an einem typischen Werktag acht Stunden lang überlastet.

 

4.      Nahezu niemand hielt sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbegrenzung in der Tempo-30-Zone am Waldsee: Am Hermsdorfer Damm fuhren 98,2% aller Verkehrsteilnehmer zu schnell, auf der Schildower Straße waren es 96,0%. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 44 km/h; die gemessene Spitzengeschwindigkeit betrug 93 km/h.

 

5.      Es wurde notorisch und vorsätzlich zu schnell gefahren. Denn die Geschwindigkeitsverteilung ist nahezu identisch an Werktagen und Wochenenden, am Tag und in der Nacht, zu Stoßzeiten und zu Randzeiten sowie auf dem breiten Hermsdorfer Damm und der engen Schildower Straße.

 

6.      An jedem typischen Werktag würden 118 Kfz-Führer wegen grober Geschwindigkeitsüberschreitung am Waldsee mit einem Fahrverbot bestraft werden. An jedem Werktag würde außerdem für 1.107 Kfz-Führer (also für etwa jeden sechsten Fahrer) mindestens ein Punkt in das Verkehrszentralregister in Flensburg eingetragen werden.

 

7.      Das theoretische Bußgeld an einem typischen Werktag beträgt 115.890 € für Geschwindigkeitsüberschreitung am Hermsdorfer Damm, und 112.825 € an der Schildower Straße. Diese Kennzahlen verdeutlichen das Ausmaß der täglich ungesühnten Ordnungswidrigkeiten.

 

8.      Die Polizeidirektion 1 hatte das Bezirksamt Reinickendorf bereits im Sommer 2018 informiert, dass sie die Verkehrsanarchie der Pendler im Waldseeviertel durch repressive Maßnahmen nicht in den Griff bekommen kann.

 

9.      In Verbindung mit Vorfahrtsmissachtungen sowie aggressivem Fahrverhalten der Pendler aus dem Umland, worüber auch die Presse wiederholt und eindringlich berichtet hatte, ergeben sich akute Gefahren im Straßenverkehr des Waldseeviertels. Im Juni 2019 gab es am Waldsee einen schweren Motorradunfall, der vermutlich auf die systematischen Verkehrsgefahren im Waldseeviertel zurückzuführen ist.

 

10.  Das Bezirksamt Reinickendorf ist für die Wohnstraßen des untergeordneten Straßennetzes zuständig und steht somit in der Verantwortung und in der Pflicht, für Verkehrssicherheit zu sorgen, indem der rasende Durchgangsverkehr im Waldseeviertel unterbunden wird.

 

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Gutachten zur Verkehrsbelastung in Hermsdorf, Frohnau, Waidmannnslust und Lübars (2021)

Zusammenfassung

 

Im vorliegenden Gutachten wird anhand von Satellitennavigationsdaten herausgearbeitet, welche Nebenstraßen im Nordosten Reinickendorfs in besonderem Maße vom motorisierten Durchgangsverkehr genutzt werden. Die zehn wichtigsten Erkenntnisse sind:

 

1.      Knapp die Hälfte des beobachteten motorisierten Verkehrsaufkommens in Hermsdorf ist dem Durchgangsverkehr zuzuordnen.

 

2.      Die Schildower Straße im Waldseeviertel, zwischen Marthastraße und Elsestraße, ist mit Abstand der meist befahrene Streckenzug des Nebenstraßennetzes im Nordosten von Reinickendorf. Das durchschnittliche tägliche Verkehrsaufkommen (DTV) beträgt dort 5.784 Kfz. Das Verkehrsaufkommen in der Schildower Straße ist somit höher als auf allen Hauptstraßen der Kategorie IV und als auf einigen Hauptstraßen der Kategorie III.

 

3.      Es fällt ferner auf, dass fünf der zehn am höchsten belasteten Straßenzüge im Waldseeviertel liegen.

 

4.      Der Durchgangsverkehr auf der Schildower Straße, zwischen Marthastraße und Elsestraße, macht 87% des gesamten Verkehrsaufkommens aus. Etwa 13% sind dem Anliegerverkehr zuzuordnen, der sich aus Nachbarschaftsverkehr und sonstigen Quell- und Zielverkehr zusammensetzt.

 

5.      Der relative Anteil des Durchgangsverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen ist in zwei Wohnstraßen des Waldseeviertels, nämlich der Elsestraße und der Schildower Straße an der Stadtgrenze, außergewöhnlich hoch, auch im Vergleich mit den Hauptstraßen in Hermsdorf. Diese Straßenzüge werden weit überwiegend vom überörtlichen Durchgangsverkehr genutzt.

 

6.      In den Top Ten mit einem hohen Anteil Durchgangsverkehr stehen acht Straßenzüge aus dem Waldseeviertel. Hier weicht der Durchgangsverkehr offensichtlich von Nebenstraßen auf andere Nebenstraßen aus, sodass der ganze Kiez verkehrlich belastet ist.

 

7.      Die Nebenstraßen im Waldseeviertel dienen über den ganzen Tag hinweg effektiv als Umgehung des Ortszentrums in Glienicke, nicht nur zu den Spitzenzeiten.

 

8.      Betrachtet man den Verkehr zwischen Berlin einerseits und Glienicke (Nord, Süd und Ost) sowie Schildow andererseits, so stellt man fest, dass zu den Spitzenzeiten doppelt so viele Fahrzeuge die Abkürzung durch das Waldseeviertel benutzen wie die Kreisstraße in Glienicke.

 

9.      Quellen und Ziele im Nachbarschaftsverkehr des Waldseeviertels sind insbesondere die Berliner Ortsteile Hermsdorf, Waidmannslust und Frohnau, die zusammengenommen, je nach Fahrtrichtung, 72% beziehungsweise 81% des gesamten Nachbarschaftsverkehrs ausmachen. Die Nachbarschaft im Waldseeviertel orientiert sich also weit überwiegend nach Berlin und nicht nach Brandenburg.

 

10.  Betrachtet man nur den Osten des Waldseeviertels und nur die Alternativen Hermsdorf-West und Glienicke, so stellt man fest, dass sich die Anwohnerschaft mit dem Auto auch hier deutlich stärker nach Hermsdorf als nach Glienicke orientiert. Es sei an dieser Stelle ergänzt, dass der reine Nachbarschaftsverkehr im Osten des Waldseeviertels insgesamt lediglich etwa 4% des gesamten motorisierten Verkehrsaufkommens ausmacht.

 

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